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Mercosur: sinnvolle Ergänzung der Handelsbeziehungen

Mercosur-sinnvolle-Ergaenzung-der-Handelsbeziehungen. Im Bild sind die Ländervertreter des EFTA-Mercosur-Abkommens.

Mercosur: sinnvolle Ergänzung der Handelsbeziehungen. Das seit mehreren Jahren angekündigte Freihandelsabkommen zwischen der EFTA und dem Mercosur ist nun unter Dach und Fach. Es öffnet die Türen zu den wichtigsten Ländern Südamerikas, ergänzt auf sinnvolle Weise das Netz ähnlicher Abkommen, die die Schweiz mit anderen Teilen der Welt verbinden, und bietet der Schweizer Wirtschaft vielfältige Absatzmärkte.

Ein Erfolg, der noch Überzeugungsarbeit erfordert

Das Freihandelsabkommen zwischen der EFTA und dem Mercosur wurde am 2. Juli offiziell abgeschlossen und beendet damit acht Jahre Verhandlungen. Nach den ersten Ankündigungen im Jahr 2019 schien das Dossier ins Stocken geraten zu sein, doch nun sind die Texte fertiggestellt und werden nach Abschluss der rechtlichen Prüfung veröffentlicht. Die offizielle Unterzeichnung des Abkommens durch die Schweiz wird in den kommenden Monaten erfolgen, anschliessend wird es den eidgenössischen Räten zur Genehmigung vorgelegt.

In der Landwirtschaft und im Weinbau ist eine gewisse Skepsis zu spüren. Die Akteure warten auf alle Details, werden aber wahrscheinlich Begleitmassnahmen fordern, um sicherzustellen, dass der Schweizer Markt nicht destabilisiert wird. Einige Exportprodukte könnten jedoch von diesem neuen Abkommen profitieren, das neben der Senkung der Zölle auch zahlreiche geografische Angaben und Ursprungsbezeichnungen der Schweiz schützen wird. Die Bundesverwaltung betont zudem, dass dieses Dossier Gegenstand eines regelmässigen Dialogs mit dem Agrarsektor ist.

Der eigentliche Widerstand wird von der ökologischen Linksextremen kommen, die Freihandelsabkommen grundsätzlich ablehnt, selbst wenn sie Verpflichtungen zur nachhaltigen Entwicklung und zum Schutz der Arbeitnehmer enthalten. Solche Bestimmungen sind in der Regel in allen neueren Abkommen enthalten, und das Abkommen mit dem Mercosur bildet da keine Ausnahme; trotzdem reichen sie nie aus, um den ideologischen und wahltaktischen Eifer bestimmter Parteien zu dämpfen.

Ein Netz von Abkommen, das ergänzt werden muss

Diese Herausforderungen sind jedoch für ein Land wie die Schweiz, das über wenige natürliche Ressourcen verfügt und keinem politisch-wirtschaftlichen Block angehört, von entscheidender Bedeutung. Es verdankt seinen Wohlstand seinen zahlreichen Exporten mit hoher Wertschöpfung und seinen vielfältigen Handelsbeziehungen in aller Welt. Freihandelsabkommen, die oft im Rahmen der EFTA (Europäische Freihandelsassoziation, in der die Schweiz neben Norwegen, Island und Liechtenstein Mitglied ist) ausgehandelt werden, manchmal aber auch auf rein bilateraler Basis, ermöglichen es, diese Handelsbeziehungen zu vertiefen, den Export von Schweizer Produkten zu steigern und den Import von Gütern zu erleichtern, die nicht unbedingt mit unserer lokalen Produktion konkurrieren.

Die Schweiz verfügt heute über ein Netz von 33 Freihandelsabkommen mit 43 Ländern weltweit. Die jüngsten wurden 2024 mit Indien (Inkrafttreten steht kurz bevor) und 2018 mit Indonesien (in Kraft seit 2021) unterzeichnet. Das seit rund zehn Jahren geltende Abkommen mit China bietet nun Perspektiven für eine Ausweitung.

In diesem Zusammenhang ist ein neues Abkommen mit dem Mercosur zu begrüssen. Dieser 1991 gegründete „Gemeinsame Markt des Südens“ umfasst Brasilien, Argentinien, Uruguay, Paraguay und – seit 2024 – Bolivien. Die Teilnahme Venezuelas ist seit 2016 ausgesetzt. Chile, Kolumbien, Peru und Ecuador haben den Status assoziierter Länder. Mit 270 Millionen Konsumenten und über 80% des BIP Südamerikas gilt der Mercosur als dynamischste Wirtschaftsregion der südlichen Hemisphäre.

Eine vorsichtige Positionierung gegenüber der EU und den USA

Das vom Staatssekretariat für Wirtschaft veröffentlichte Informationsblatt präzisiert, dass die Schweizer Exporte in den Mercosur im Jahr 2024 mehr als 4 Milliarden Franken erreicht haben (+32% in zehn Jahren). Das Abkommen sieht vor, dass mittelfristig 95% dieser Exporte von Zöllen befreit werden, was für Schweizer Unternehmen Einsparpotenziale von rund 180 Millionen Franken pro Jahr bedeutet. Zahlreiche weitere detaillierte Angaben finden sich in den offiziellen Unterlagen.

Aus geopolitischer Sicht ist das Abkommen zwischen der EFTA und dem Mercosur vor allem deshalb interessant, weil es Nicht-EU-Ländern ermöglicht, auf den südamerikanischen Märkten wettbewerbsfähig zu bleiben, während Brüssel vor sechs Jahren ebenfalls ein eigenes Freihandelsabkommen mit dem Mercosur ausgehandelt hat. Zwar ist die Ratifizierung dieses Abkommens derzeit durch Frankreich blockiert, aber es ist nicht bekannt, wie lange dies noch so bleiben wird.

Schliesslich, und stets aus geopolitischer Sicht, rechtfertigen die schwankenden und unsicheren, aber dennoch anhaltenden Bedrohungen für die Handelsbeziehungen mit den Vereinigten Staaten mehr denn je eine Diversifizierung der Wirtschaftspartnerschaften, insbesondere mit Ländern, die nicht auf die Interessen der USA ausgerichtet sind.

Weiterführende Informationen

Staatssekretariat für Wirtschaft SECO: Umweltverträglichkeitsstudie EFTA-Mercosur , Nachhaltigkeitsstudie Sustainability impact assessments of Free Trade Agreements – a critical review



Pierre-Gabriel Bieri,
Responsable politique institutions et sécurité

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